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Archiv für die Kategorie: Industrietransformation

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Mit Innovationen in den Sandkasten

Industrietransformation, Interviews, News

Mit dem „Zentrum für Recht in der digitalen Transformation“ (ZeRdiT) an der Fakultät für Rechtswissenschaften der Universität Hamburg wird in Deutschland erstmals eine wissenschaftliche Einrichtung geschaffen, die sich umfassend mit dem Wandel des Rechts in einer innovativen, modernen Gesellschaft beschäftigt. Wie die gesamte Lebens- und Arbeitswelt, so steht auch das Recht vor einem tief greifenden Wandel. Die NEUE DISTANZ sprach mit Prof. Dr. Wolf-Georg Ringe, dem Leiter des Instituts.

Herr Professor Ringe, was waren die Gründe für die Gründung des ZeRdiT?

Hier sind zwei zu nennen: die Welt verändert sich, unsere Lebenswirklichkeit wird zunehmend eine digitale. Etablierte Rechtsregeln passen nicht mehr. Wir müssen reagieren! Zweitens verändert sich das Recht selbst. Die Rechtsausführung wird zunehmend eine andere. Neue Technologien, wie zum Beispiel Überwachungstechniken, fordern das Recht heraus. Oder nehmen Sie die Marktaufsicht der BaFin im FinTech-Bereich. Hinzu kommt der Einsatz künstlicher Intelligenz in behördlichen Prozessen. Wir müssen die Art und Weise der Anwendung geltenden Rechts an neuen Grundprinzipien ausrichten. Unser Institut widmet sich diesen Prozessen.

Sie sagen, dass das geltende Recht auf die neuen Bedingungen reagieren muss. Genau dies ist oftmals der Vorwurf. Das Recht reagiert immer nur, anstatt den Rechtsrahmen proaktiv anzupassen.

Das ist ein wichtiger und richtiger Punkt. Wir können nicht immer nur darauf warten, bis sich neue Technologien etabliert haben, um danach den Rechtsrahmen zu entwickeln. Die Entwicklung neuer Technologien und die Anpassung dafür geltenden Rechts muss parallel passieren. In anderen Ländern wird es zunehmend üblich, mit dem Prinzip so genannter „Regulatory Sandboxes“ zu arbeiten. Das sind, bildlich gesprochen, Experimentierräume, in denen neue Technologien und neues Recht im Dialog miteinander parallel entstehen. Man lässt den Unternehmen die Freiräume, sich ohne einengende Rechtsvorschriften relativ frei zu entwickeln und Technologien in der Anwendung zu erproben. Die behördliche Aufsicht befindet sich zeitgleich im Dialog mit diesem Unternehmen, um die geltende Rechtslage möglichst schnell anzupassen.

Wie soll das funktionieren? Wirtschaft steht Regulierung skeptisch gegenüber. Häufig zu hören: „lasst uns in Ruhe, wir können selbst auf uns aufpassen“…

Das ist es ja gerade. Die Skepsis und Ablehnung gegenüber Regulierungen rührt insbesondere daher, dass Gesetze und Normen oftmals nicht pragmatisch sind und der Wirtschaft nicht helfen. Kommen wir jedoch im Dialog zu vernünftigen, pragmatischen Gesetzen, werden auch die Unternehmen diesen dann offen gegenüberstehen. Da bin ich mir sicher. Niemand wird etwas gegen einen vernünftig regulierten Markt haben, in dem klare Gesetze und Normen herrschen, die anwendbar und pragmatisch sind.

Erläutern Sie bitte das Prinzip der „Sandboxes“ näher.

Diese werden seit 2015 als Methode verwendet. Sie sind gestartet in der Fintech-Branche in Großbritannien. Grundsätzlich geht es darum, dass StartUps ihre innovativen Tools und Ideen in einem geschützten Übungsszenario anwenden können, ohne jedoch schon alle regulatorischen Bedingungen erfüllen zu müssen. Die Financial Conduct Authority (FCA) in Großbritannien hat gute Erfahrungen mit dieser Art der begrenzten Zulassung hoch innovativer Finanzdienstleister gemacht. Das Konzept wird aktuell auch in den Fintech-Branchen anderer Länder angewendet. In Deutschland steht man dem Konzept bislang jedoch eher kritisch gegenüber. Die BaFin als Aufsichtsbehörde sieht sich nicht in der Rolle des Wirtschaftsförderers. Auch kann es zu Wettbewerbsverzerrungen führen, wenn der eine Anbieter im Rahmen der Toolbox seine Instrumente erproben darf, ein anderer jedoch noch nicht. Aber ich erkenne einen grundsätzlichen Mentalitätswandel, vor allem im Wirtschaftsministerium. Man öffnet sich zunehmend dieser Idee. Wir werden schauen, ob sich Sandboxes nicht doch hierzulande und auch in weiteren, hoch innovativen Branchen einsetzen lassen. 

Das Argument, dass in Deutschland Dinge nicht umgesetzt werden, die in anderen Ländern längst etabliert sind, hört man oft. Warum übernehmen wir nicht einfach Regelungen und Gesetze, die anderswo schon längst die Bewährungsprobe bestanden haben? Braucht es in einer globalisierten Welt immer wieder einen deutschen Sonderweg?

Wir wollen nicht unbesehen ausländische Rechtsnormen übernehmen, wenn diese gar nicht zu unserem bestehenden Rechtssystem passen oder unseren Werten und Vorstellungen entsprechen. Gerade im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Digitalisierung im Allgemeinen stellen wir uns derzeit grundlegende, existenzielle Fragen. Was soll KI dürfen und können? Wo sind die moralischen Grenzen? Ich gebe Ihnen aber Recht – wir müssen nicht überall eine deutsche Lösung suchen. Vor allem innerhalb Europas ließe sich sicher relativ schnell ein gemeinsamer Wille erarbeiten. Unsere europäischen Nachbarn sind uns, was Menschen- und Bürgerrechte, Datenschutz angeht, ja doch sehr ähnlich.

Woran arbeitet das ZeRdiT konkret und wie finanzieren Sie sich?

Das Institut wird derzeit querschnittsfinanziert durch laufende Projekte der Partner. Das sind unter anderem Innovationsprojekte aus der Finanzindustrie oder aus der medizinischen Praxis. Bei letzterem Projekt arbeiten wir mit dem Universitätsklinikum Eppendorf zusammen. Wir haben zudem internationale Partnerschaften etwa mit Universitäten in Japan und Taiwan. Für die Zukunft setzen wir auf das zunehmende Verständnis in Deutschland, dass Innovationen in der Wirtschaft und Gesellschaft auch eine innovative Rechtsprechung und Gesetzgebung brauchen. Ein Forschungsprojekt des Bundes über den grundlegenden Rechtsrahmen bei digitalen Märkten im internationalen Wettbewerb wäre meines Erachtens genau richtig für uns und notwendig für uns alle. 

1. Juli 2019/0 Kommentare/von Clemens Reisbeck
https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/12/einzelbild-ansatz.jpg 1067 1600 Clemens Reisbeck https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/11/logo-neues-distanz-1.png Clemens Reisbeck2019-07-01 21:00:032019-07-01 22:09:11Mit Innovationen in den Sandkasten

„Das ist Planwirtschaft!“

Allgemein, Industrietransformation, Interviews, News

Professor Joachim Weimann ist Volkswirtschaftler an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Er beschäftigt sich mit den wirtschaftspolitischen Steuerungsmechanismen, unter anderem bei der Klima- und Rentenpolitik. Die NEUE DISTANZ sprach mit ihm über Sinn und Unsinn in der aktuellen deutschen Industriepolitik.

Peter Altmaier hat für seine Industriestrategie viel Kritik eingesteckt. Teilen Sie diese Kritik?

Der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek benutzte für den Versuch, Wirtschaft planen zu wollen, die Beschreibung der „Anmaßung von Wissen“. Es ist demnach eine Anmaßung, wenn Einzelne zu wissen glauben, wie die Gesellschaft bestmöglich zu gestalten ist. Die Zukunft und die bestmöglichen Lösungen in der Zukunft kennt aber niemand von uns, keine einzelne Person und kein Komitee. Sie entwickeln sich im Laufe der Zeit und der beste uns bekannte Mechanismus für das Auffinden für Problemlösungen sind Märkte. Wenn der Bundeswirtschaftsminister nun glaubt, die wirtschaftliche Ordnung der Zukunft heute schon zu kennen und die Politik danach ausrichten zu müssen, ist das nichts anderes als eine solche Anmaßung.

Aber irgendwie muss man ja Zukunft gestalten?

Intellektuelle in Politik, Wissenschaft und Medien glaubten schon immer zu wissen, wie man Gesellschaft zu gestalten habe. Dabei entscheiden Märkte viel intelligenter. Solange auf ihnen Wettbewerb herrscht, sind individuellen Entscheidungen unabhängiger Wirtschaftssubjekte viel besser als ein zentraler „Mastermind“ Das ist ökonomisches Grundlagenwissen seit mehr als einhundert Jahren. 

Nun ist der Klimawandel faktisch vorhanden. Er wird aber im freien Spiel der Kräfte, zum Beispiel bei der Energiegewinnung oder -nutzung nicht berücksichtigt. Weltrettung hat keinen Preis….

Der Markt funktioniert nicht immer. Es gibt Fälle, in denen sind Eingriffe des Staates unumgänglich. Das Klimaproblem ist ein Beispiel. Dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe Kosten in Form von Klimaveränderungen hat, signalisiert der Markt von allein nicht. Es gibt per se keine Eigentumsrechte an der Atmosphäre. Hier muss der Staat eingreifen. Aber auch beim Klimaschutz zeigt sich, dass die Frage, wer, wie, wo Emissionen einspart, besser dem Markt überlassen bleibt. Der Emissionshandel, bei dem das der Fall ist, hat sich als viel effektiver und effizienter erwiesen als die planwirtschaftliche Klimapolitik Deutschlands. Der Staat setzt den Rahmen, indem er vorgibt, wie viel CO2 einzusparen ist. Den Rest findet der Markt alleine für sich heraus. Der Emissionshandel war gut und richtig. Er hat dazu geführt, dass das Entstehen von Kohlendioxid seit 2008 um bislang 25 Prozent reduziert wurde. Das deutsche EEG, das horrende Kosten verursacht, hat daran nur einen sehr kleinen Anteil. 

Was unterscheidet die derzeitige Politik von dieser klugen Vorgehensweise, den Rahmen zu setzen? So wird doch der Automobilindustrie zum Beispiel durch die Reduktion der Abgaswerte genau solch ein Rahmen gesetzt?

Deutschland denkt zu stark in Sektoren. Es wird kein allgemeines Ziel vorgegeben, sondern einzelnen Branchen werden dirigistische Vorgaben gemacht, wie eben der Automobilindustrie. Diese Vorgaben sind dann so streng, dass die zu erreichenden Grenzwerte an Kohlendioxid gar nicht mehr ohne die Einführung von Elektromotoren realisierbar sind. Der Automobilindustrie wird also de facto vorgeschrieben, WIE sie das Ziel zu erreichen hat, nämlich durch die Produktion von Elektroautos. Das ist Planwirtschaft. Nicht berücksichtigt wird dabei, dass bei der Herstellung des Stroms oder bei der Produktion der Batterien sehr viel Kohlendioxid produziert wird, um diese Elektromobilität realisieren zu können. Elektroautos produzieren kaum weniger Kohlendioxid als die bisherigen Verbrennungsmotoren, sind aber extrem teuer. Es gibt auf diesem Planeten kaum eine teurere Methode CO2 einzusparen als durch Elektroautos. Eine vernünftige Klimapolitik vermeidet dort CO2, wo es wenig kostet, denn nur dann bekommen wir für unser Geld den maximalen Klimaschutz. Deshalb darf man nicht in Sektoren denken. Elektroautos vorzuschreiben maximiert die Kosten und minimiert damit die Chancen, viel CO2 einzusparen. Das ist eine sehr kurzsichtige, dirigistische Politik.

Und Peter Altmaier stößt nun mit seiner Industriestrategie Ihrer Meinung nach ins gleiche Horn?

Er meint, zu wissen, welche Industriestruktur in der Zukunft die richtige ist. Das ist an Hybris nicht zu überbieten. Den Unternehmen wird bei dieser Denke nicht zugetraut, die für die Zukunft bestmögliche Lösung finden zu können. So wird zum Beispiel die Zink-Kohle-Batterie von Altmaier favorisiert. Er will Milliarden an Steuergeldern in die Batteriezellfertigung fließen lassen. Dabei ist doch gar nicht entschieden, ob Batterien in der Zukunft die besten Energiespeicher sind. Die Probleme mit diesen Batterien sind immens und nicht gelöst.

Aber China macht uns vor, wie man erfolgreich wirtschaftet und Altmaier will Deutschland in Europa besser gegen chinesischen Staatskapitalismus wappnen…

Das Argument ist für mich ebenfalls nicht überzeugend. Die Frage, welcher Kapitalismus – der Staatskapitalismus oder der freie, demokratische Kapitalismus – der bessere ist, ist in der Tat die neue Systemfrage. Chinesischen Staatskapitalismus nun mit einem „Peking en miniature“ in Europa zu beantworten ist aber der falsche Weg. Ich rate uns zu mehr Selbstbewusstsein, bei der Stärkung freien unternehmerischen Handelns in Deutschland und Europa. 

3. Juni 2019/0 Kommentare/von Clemens Reisbeck
https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/11/logo-neues-distanz-1.png 0 0 Clemens Reisbeck https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/11/logo-neues-distanz-1.png Clemens Reisbeck2019-06-03 07:38:322019-06-03 08:10:36„Das ist Planwirtschaft!“

„Da würden Scheiterhaufen brennen!“

Industrietransformation, Interviews, News

Der Kommunikationsberater Hasso Mansfeld sagt, NGOs seien einflussreiche „mächtige Riesen“, die die öffentliche Meinung wesentlich beeinflussen. Der Staat müsse für mehr Transparenz sorgen  und Medien sollten diese NGOs deutlich stärker kontrollieren. Die NEUE DISTANZ sprach mit Mansfeld über die möglichen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Transformation.

Herr Mansfeld, was haben Sie gegen NGOs?

Gar nichts! NGOs sind ein wichtiger, wesentlicher Teil der Zivilgesellschaft. Nur stellen wir fest, dass es inzwischen fast unmöglich ist für andere Teile der Gesellschaft, argumentativ dagegen anzukommen. Die Medien spielen da eine klägliche Rolle. 

Können Sie das belegen?

Ich will Ihnen mal ein Beispiel geben. In meiner Arbeit als Kommunikationsberater habe ich mal für ein Datingportal gearbeitet. Wir haben dort auf Grundlage der vorhandenen Daten von rund 100.000 Profile analysiert, mit welchen Vokabeln in der Profilbeschreibung man bei der Partnersuche besonders erfolgreich ist. Wer in seinem Profil zum Beispiel die Worte „Rotwein“, Kultur“ oder „Architektur“ erwähnt, hat gleich bessere Chancen. Das war eine für die Allgemeinheit interessante und relevante Erhebung, statistisch repräsentativ. Als ich damit zur dpa gegangen bin, wurde diese Analyse auf Grund zu geringer Stichprobengröße  abgelehnt. Wenn jedoch das Umweltinstitut München in 16 Stichproben Glyphosatrückstände in Muttermilch nahe der Nachweisgrenze findet, dann ist das den Medien eine Riesenmeldung wert. So wird mit zweierlei Maß gemessen, so wird Gesellschaft beeinflusst und Politik gemacht.

Aus welchen Gründen?

NGOs gelten als unabhängig und genießen per se einen Vertrauensvorschuss. Vor allem bei Journalisten, die damit ihre eigene politische Meinung belegt sehen. Dabei sind NGOs zwar ein sicherlich wichtiger Antagonist zu Politik und Wirtschaft, sie sind aber nicht neutral. Ein Atomexperte von Greenpeace wird in den Medien indes gerne als unabhängiger Experte dargestellt. Er ist es aber nicht. Er ist nicht unabhängig, weil er von Greenpeace bezahlt wird und er ist nicht neutral, weil Greenpeace eine ausgewiesene Anti-Atomkraft-Initiative ist. Genauso müsste man dann einen Vertreter des Deutschen Atomforums als neutralen Experten zu Wort kommen lassen. Undenkbar.

Warum sind die NGOs so mächtig?

Sie sind deshalb so mächtig geworden, weil sie an der politischen Willensbildung massiv mitwirken, aber kaum einer Kontrolle und Rechenschaftspflicht unterworfen sind. Laut Grundgesetz wirken Parteien an der politischen Willensbildung mit. Dafür müssen sie bestimmte Grundbedingungen erfüllen. Dort heißt es: „Ihre innere Ordnung muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.“ Das gilt für NGOs eben so nicht. Sie wirken aber ebenso an der politischen Willensbildung mit, und zwar massiv und in Teilen stärker als es die Parteien heute tun.

Aber es gibt den Status der Gemeinnützigkeit, den viele NGOs haben und der auch an Bedingungen geknüpft ist.

Nehmen Sie Attac. Es ist für die politische Arbeit der Organisation eigentlich unerheblich, ob die nun Spendenbescheinigungen ausfüllen dürfen, oder nicht. Ihrer Wirkmacht in den Medien tut das keinen Abbruch.

Dennoch scheint die Aberkennung der Gemeinnützigkeit vielen NGOs Angst einzujagen. Es hat sich eine Dachorganisation mit dem Namen „Allianz Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ gebildet mit mehr als 100 Vereinen und Stiftungen. Sie kämpft für eine vielseitige politische Zivilgesellschaft….

Und genau damit hapert es. Wir haben heute eine inhärente Einteilung in eine angeblich „gute Lobby“ und eine „schlechte Lobby“. Es gibt keinen neutralen Boden auf dem man sich begegnen kann. 

Beeinflusst diese unausgewogene Grundlage aber tatsächlich Politik?

Ich will Ihnen mal ein weiteres konkretes Beispiel geben. Biotechnologie ist für die Gestaltung unserer Zukunft wesentlich….

….die deutsche Bundesregierung will unser Land im globalen Wettbewerb hier in die Spitzengruppe bringen, hat im Koalitionsvertrag die „Plattform industrielle Bioökonomie“ festgeschrieben….

… und dafür unter anderem die „Fachstelle Gentechnik und Umwelt“ (FGU) eingerichtet. Diese soll das Bundesumweltministerium neutral beraten und wird dafür aus dem Bundeshaushalt finanziert. Die FGU wird gebildet von „Testbiotech“. Deren Geschäftsführer ist Dr. Christoph Then. Er leitete bis 2007 den Bereich „Gentechnik und Landwirtschaft“ bei Greenpeace. Im Beirat der FGU sind Organisationen, wie: die „Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit“, das „Gen-ethische Netzwerk“, der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“, besser bekannt als BUND und die Organisation „Save Our Seeds“. Die gesamte Lobby der Genkritiker als Berater der Bundesregierung, die wiederum den Biotech-Standort Deutschland gestalten will. Stellen Sie sich nur vor, das Wirtschaftsministerium würde sich bei der Ausgestaltung der deutschen Atompolitik vom Deutschen Atomforum als „Fachstelle Reaktorsicherheit“  beraten lassen. Da würden – metaphorisch gesprochen – Scheiterhaufen brennen!

Was wäre denn Ihre Lösung, wie soll man das Problem denn in den Griff kriegen?

Eine aktive Zivilgesellschaft ist und bleibt ein wesentliches Prinzip von Demokratie. Demokratie bildet sich jedoch nur auf Grund von Kontrolle und Beschränkung der Macht. Niemand darf so mächtig werden, dass unterlegene Positionen nicht mehr zum Vorschein kommen. Sie sollten genau die gleiche Chance haben, an der Macht zu partizipieren. Ein „Checks and Balances“ muss für alle gleichermaßen gelten.

Konkret?

Die Perspektive der Industrie, der Unternehmen hat, die selbe Berechtigung, dargestellt zu werden. Heute wird Gewinnstreben grundsätzlich in Frage gestellt. Dabei kann der moralische Wert eines Unternehmens gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es versorgt die Bevölkerung mit nachgefragten Produkten, es bildet Arbeitsplätze, die Gewinne und das damit verbundene Steueraufkommen finanzieren das gesamte Gemeinwesen, letztlich auch Bundeszuwendungen, wie sie unter anderem dann an die FGU fließen. Dennoch hört man im politischen Raum dann immer wieder: „Die wollen doch nur Geld verdienen.“ Damit wird der Wirtschaft in der politischen Debatte die Daseinsberechtigung abgesprochen. Ein Unternehmen ist auch eine NGO und hat das gleiche Recht, gehört zu werden. Ihr Ansinnen ist genau so legitim wie das einer Umweltschutzorganisation. Wenn eine Seite der Meinung dauerhaft dominiert, wie das in Deutschland der Fall ist, ist das genau das Gegenteil von Demokratie. Auf dieser Basis dann die Leitlinien der industriellen Transformation zu bestimmen – das kann nur in die Hose gehen.

27. Mai 2019/0 Kommentare/von Clemens Reisbeck
https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/11/logo-neues-distanz-1.png 0 0 Clemens Reisbeck https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/11/logo-neues-distanz-1.png Clemens Reisbeck2019-05-27 11:43:282019-05-29 14:44:14„Da würden Scheiterhaufen brennen!“

„Gleiche Rahmenbedingungen für alle – Förderungen sind zweitrangig“

Industrietransformation, Interviews, News

Der deutsche Mittelstand steht im Zentrum vieler Diskussionen, wenn es um die Transformation der Wirtschaft geht. Doch ist dieser überhaupt in der Lage, sich neu aufzustellen und welche Voraussetzungen braucht es dafür? Die NEUE DISTANZ sprach darüber mit Frau Professorin Friederike Welter vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn.

Die Wirtschaft soll sich transformieren, hört man an vielen Stellen. Unterscheidet sich der heutige Prozess zu denen früherer Zeiten eigentlich wesentlich? Schließlich hat es Umwälzungen und Brüche schon immer gegeben. So ist die heute als etabliert und ein wenig altbacken geltende Automobilindustrie schließlich selbst einmal Motor eines die Welt verändernden technologischen Wandels gewesen.

Der heutige digitale Transformationsprozess ist prinzipiell mit den tiefgreifenden Veränderungen in früheren Zeiten wie beispielsweise dem Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft (zweite Hälfte 18. Jahrhundert), dem Beginn der Massenproduktion (Anfang 20. Jahrhundert) oder der mikroelektronischen Revolution (ab Mitte der 1970er Jahre) vergleichbar. Da sich im Zuge dieser Umbrüche auch die Wirtschafts-, Produktions- und Arbeitsformen verändert haben, werden diese Transformationsprozesse gerne als „Industrielle Revolutionen“ bezeichnet – entsprechend gilt die aktuelle Entwicklung auch als „4. Industrielle Revolution“.

Neu am aktuellen digitalen Transformationsprozess ist die hohe Taktzahl, mit der unternehmerische Konzepte sowie Produkte und Dienstleistungen entstehen und weiterentwickelt werden. Oder anders ausgedrückt: Das, was heute technologisch en vogue ist, kann morgen schon durch die unternehmerischen Aktivitäten eines Wettbewerbers veraltet sein. Genau in diesem Aspekt liegt jedoch die Crux für die mittelständischen Unternehmen, die sich keine eigene IT-Abteilung leisten können: Wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen sie den digitalen Transformationsprozess mitmachen. Für die Führungskräfte bedeutet dies, dass sie neben dem Tagesgeschäft nicht nur regelmäßig die Gesamtunternehmenssituation betrachten, sondern auch die technologischen Möglichkeiten im Blick behalten und die Zukunftsfähigkeit des eigenen Geschäftsmodells kritisch hinterfragen müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass die eigene Geschäftsidee sowohl von unmittelbaren Mitbewerbern als auch von Branchenfremden bedroht werden kann. Denken Sie beispielsweise an den Erfolg von Plattformanbietern wie Amazon, Airbnb oder Uber.

Bei allen Bemühungen um die Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit dürfen die Führungskräfte aber auch nicht die Beschäftigten vergessen: Schließlich sind mit dem digitalen Transformationsprozess auch organisatorische Anpassungsprozesse verbunden, die von den Mitarbeitern mitgetragen werden müssen – schließlich verändern sich ja auch häufig deren Arbeitsplätze.

Sie haben das Unternehmertum unter Gender-Gesichtspunkten sowie anhand traditioneller Wertemuster, wie „Vertrauen“ analysiert. Welche Eigenschaften muss ein/e Unternehmer*in heute mitbringen?

Wir erleben aktuell, dass das Unternehmertum immer vielfältiger und alltäglicher wird. Jeder, der bereit ist, Verantwortung für sein eigenes Handeln und dessen Folgen zu übernehmen, kann eigentlich auch unternehmerisch tätig sein. Schließlich benötigt man heute dank der Informations- und Kommunikationstechnologien nicht mehr grundsätzlich umfassende Produktionsmittel und eine entsprechende finanzielle Basis. Für manches Geschäftsmodell reicht schon ein Laptop aus. Entsprechend verwischen die Grenzen zwischen den Unternehmern, die Produkte und Dienstleistungen anbieten, und den Einzelpersonen, die beispielsweise nur in ihrer Freizeit unternehmerisch tätig werden. Was erfolgreiche UnternehmerInnen grundsätzlich ausmacht, ist, dass sie – so meine Erfahrung – neben Neugier auch über Kreativität und Offenheit für Neues verfügen.

Wirtschaft und Politik sind oft wie Antagonismen in einem engen System gegenseitiger Abhängigkeit. Wie frei ist ein Unternehmen überhaupt noch, seine eigene Zukunft maßgeblich zu gestalten?

Hierzulande sind die Unternehmen natürlich deutlich freier in ihren Entscheidungen als in anderen Wirtschaftssystemen.Generell liegt für mich die ureigene Rolle der Wirtschaftspolitik darin, ein langfristig nachhaltiges Gerüst für unternehmerisches Handeln zu gestalten. Wirtschaftspolitik ist zuvorderst  Ordnungspolitik, die für alle Unternehmen – egal ob jung, klein, alt oder groß, gleiche Rahmenbedingungen schafft. Erst in zweiter Linie sollten Förderprogramme etwaige Ungleichheiten beispielsweise beim Zugang zu Kapital ausgleichen. Zugleich sollte die Wirtschaftspolitik kontinuierlich überprüfen, ob die Standortfaktoren den Unternehmen genügend Entwicklungsfreiheit geben. Das ist im Übrigen auch das, was sich die mittelständischen Unternehmen wünschen, wie die Unternehmensbefragungen in 2015 und 2017 für unser „Zukunftspanel Mittelstand“ eindrücklich gezeigt haben.

Das Bild vom deutschen Mittelstand ist das eines familiär und traditionell geprägten Geschäftsmodells. Gelingt den KMUs die Transformation in einer zunehmend vernetzten, digitalisierten Wirtschaftswelt?

Das ist ein Bild des Mittelstands – vor allem des industriell geprägten. Mittelstand ist jedoch viel breiter und umfasst auch das moderne, digital aufgestellte Start-up, den Freiberufler und den Handwerksbetrieb „um die Ecke“. Doch konkret zu Ihrer Frage: Unsere wissenschaftlichen Studien zeigen, dass der Mittelstand insgesamt die Herausforderung „Digitalisierung“ annimmt. Allerdings gibt es durchaus Unterschiede zwischen den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und den großen Familienunternehmen, die gleichfalls zum Mittelstand gehören, wenn sie die Voraussetzung „Einheit von Eigentum und Leitung“ noch erfüllen: Die großen Familienunternehmen nutzen die Digitalisierung bereits dazu, die Effizienz entlang der Wertschöpfungskette zu steigern, smarte Produkte herzustellen und mit Hilfe von Big Data Dienstleistungen im After-Sales-Bereich anzubieten.

Bei den KMU diente die Digitalisierung zunächst dazu, Wertschöpfungsketten besser zu managen und die Kundenbeziehungen zu pflegen – also dazu, Prozesse und Strukturen zu verbessern. Inzwischen steigt so langsam auch der Anteil der KMU, die große Datenmengen auswerten, um beispielsweise neue Dienstleistungen anbieten zu können. Mit anderen Worten: Auch den KMU wird die Transformation in die vernetzte, digitalisierte Wirtschaftswelt gelingen – es dauert halt nur länger als bei den großen Unternehmen.

Bei der digitalen Transformation handelt es sich aber auch um einen stetigen Prozess, der vom Ergebnis her offen ist – und bleiben wird. Für die Unternehmenslenker bedeutet dies, dass sie den digitalen Transformationsprozess laufend beobachten müssen, um potenzielle Chancen im eigenen Unternehmens- und Branchenkontext erkennen zu können und gegebenenfalls das eigene Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Dafür müssen sich die Unternehmenslenker Zeit nehmen. Viele sehen in ihrem Tagesgeschäft hierfür jedoch keinen Freiraum – und vernachlässigen den strategischen Aspekt.

Hinzu kommt, dass die digitale Transformation nicht allein ein technologischer Veränderungsprozess ist – er wirkt sich auch auf die Unternehmensorganisation und die Unternehmenskultur aus. Konkret bedeutet dies: Die Unternehmenslenker und Führungskräfte müssen ihre Beschäftigten bei ihrer Unsicherheit gegenüber den digitalen Veränderungen begleiten, sie in den Transformationsprozess miteinbeziehen und sie – wie auch sich selbst – entsprechend weiterbilden (lassen). Auch hierbei sind die großen Unternehmen meist besser aufgestellt als die KMU: Während es in den Großunternehmen meist einen speziell ausgebildeten Chief Digital Officer oder Chief Innovation Officer gibt, erfüllen in den KMU meist die Eigentümer selbst diese Aufgabe.

Mit Blick auf die Transformation der Wirtschaft – an welchen Forschungen arbeiten Sie aktuell und welche Ergebnisse erhoffen Sie sich dabei?

Wir haben in den vergangenen Jahren bereits eine Reihe von Studien zur Transformation der Wirtschaft erstellt – von der „Bedeutung der Digitalisierung im Mittelstand“ über „Disruptive Innovationen: Chancen und Risiken für den Mittelstand“ bis hin zu den Denkpapieren „Digitale Geschäftsmodelle – Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand“ und „Digitalisierungskompetenzen in der Führungsebene“. Mit der Transformation der Wirtschaft entstehen aber auch beispielsweise neue Tätigkeitsfelder und Kooperationsformen. Diese beleuchten wir unter anderem aktuell. Zudem interessiert uns – sozusagen als Daueraufgabe –, welche Herausforderungen mit dieser Transformation auf die Wirtschaftspolitik zukommen und wie diese bewältigt werden können. Schließlich ist es unsere Aufgabe, durch die wissenschaftliche Erforschung der Situation des Mittelstands zur Verbesserung seiner allgemeinen Rahmenbedingungen beizutragen.

Vielen Dank, Frau Professor Welter, für das Interview!

Prof. Dr. Friederike Welter ist neben ihrer hauptamtlichen Tätigkeit als Präsidentin des IfM Bonn und Lehrstuhlinhaberin an der Universität Siegen gefragte Wissenschaftlerin bei internationalen Forschungsprojekten.

10. Mai 2019/0 Kommentare/von Clemens Reisbeck
https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2019/05/Prof.-Welter_1.jpg 1365 2048 Clemens Reisbeck https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/11/logo-neues-distanz-1.png Clemens Reisbeck2019-05-10 11:43:062019-05-10 11:43:06„Gleiche Rahmenbedingungen für alle – Förderungen sind zweitrangig“

„Disruption ist was fürs Feuilleton“

Industrietransformation, Interviews, News

Die NEUE DISTANZ sprach mit Gert Georg Wagner. Der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler baute am DIW Berlin  das „Sozio-oekonomische Panel“ (SOEP) zur größten und am längsten laufenden Langzeitstudie zur sozialen und wirtschaftlichen Lage in Deutschland aus. Er arbeitet noch immer für das SOEP, aber der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt jetzt im Max Planck Institut für Bildungsforschung und im Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes berät unter anderem die Bundesregierung, als Vorsitzender des Sozialbeirats und als Mitglied im Sachverständigenrat für Verbraucherfragen.

Herr Professor Dr. Wagner, die digitale Transformation ist ein heiß diskutiertes Thema in der Wirtschaftspresse. Was ist das Neue daran?

Eigentlich gar nichts. Über Transformation wurde schon diskutiert als ich studiert habe. Transformation gehört zur Wirtschaft einfach dazu. Das gab es schon immer und wird es auch noch immer geben. Genauso wird, seit ich denken kann, darüber diskutiert, dass Fortschritt dazu führt, dass uns die Arbeit ausgeht. Das Gegenteil war bislang  der Fall. 

Aber die Digitalisierung ist doch ein ganz neues Phänomen und hat massive Auswirkungen auf die Wirtschaft?

Natürlich verändert Digitalisierung die Wirtschaft und auch unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Neue Möglichkeiten entstehen – nehmen Sie nur die neue Form der Plattformökonomie. Dafür fallen andere Geschäftsmodelle weg. Das führt zu Verschiebungen und neuen, teils dramatischen Situationen. In bestimmten Branchen fallen auch Arbeitsplätze dauerhaft weg. Das ist für die Betroffenen auch schmerzhaft und die Politik muss sich darum kümmern. Aber deswegen geht uns die Arbeit nicht insgesamt aus. Die Gesellschaft passt ihre Bedürfnisse an neue technologische Möglichkeiten an. Im Bereich der Erziehung diskutieren wir nun über Bildung im Vorschulalter. Gesundheit, Krankenversorgung und Pflege sind Wachstumsmärkte. Ob die Digitalisierung insgesamt massive Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen haben und zu großen Arbeitsplatzverlusten führen wird, muss sich erst noch herausstellen. Ich erwarte das nicht.

Dabei macht doch das Wort von der „Disruption“, also dem Aufgeben linearer Unternehmensentwicklung hin zu völlig neuen Ansätzen, die Runde…

Das sind Schlagworte, die kommen und gehen. Große Unternehmen haben sich doch nie linear – gemeint ist dabei wohl Gradlinigkeit – entwickelt. Erfolgreiche Unternehmen entwickeln sich ja eher quadratisch, um in dem merkwürdigen Bild zu bleiben. Ob ein Unternehmen mit einem disruptiven Vorgehen gut beraten ist, ist eine ganz individuelle Entscheidung, die sicherlich nicht nur von der technischen Entwicklung in dem spezifischen Bereich abhängig ist, in dem das Unternehmen agiert. Spekulationen über Disruption sind eher was für das Feuilleton und Unternehmensberater. Aber nichts für reale Unternehmen. 

Aktuell findet eine sehr grundsätzliche Debatte in noch einem anderen Bereich, anlässlich der Industriestrategie von Peter Altmaier statt. Dieser will hiesige Großkonzerne stärken, um sie fit für den globalen Wettbewerb zu machen. Kevin Kühnert von den Jungsozialisten will Betriebe lieber verstaatlichen. Andere, wie Josef Joffe, wollen lieber dem Mittelstand den Rücken stärken. Wer von denen hat denn nun Recht?

Keiner. Ob Großkonzernstrukturen für die Zukunft die richtige Lösung für mehr Wettbewerbsfähigkeit sind, muss man doch eher bezweifeln. Verstaatlichung ist absurd und Kollektivierung funktioniert auch nicht ohne Weiteres. Man denke an den gemeinnützigen Wohnungsbau, der grundsätzlich sinnvoll ist, aber in der Vergangenheit auch immer mal wieder Probleme produziert hat. Dem Mittelstand wie auch den Großunternehmen kann der Staat durch eine zügige Renovierung und gezielten Ausbau der Infrastruktur in Deutschland helfen – nicht aber durch Steuersenkungen und Deregulierung.

Unternehmen, insbesondere wenn sie international agieren, leiden zunehmend unter Machtpolitik, den Handelsstreitigkeiten zwischen Staaten, Strafzöllen, Embargen. Was raten sie Unternehmern, wie sie diese Risiken bestmöglich für sich vermeiden können?

Unternehmer und Manager sollten begreifen, dass sie nicht in einer eigenen Welt leben, die sie für besser halten als die Welt der Politik. Unternehmer und Manager sollten sich in die politische Debatte stärker einbringen. Die aktive Teilhabe am politischen Willensbildungsprozess ist wichtig. Unternehmer und Manager haben keinen Grund auf die Politik herabzuschauen, gerade Manager kennen sich mit Machtspielen ja bestens aus. 

Vielen Dank, Herr Professor Wagner, für das Gespräch!

6. Mai 2019/0 Kommentare/von Clemens Reisbeck
https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2019/05/soep-logo.jpg 157 400 Clemens Reisbeck https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/11/logo-neues-distanz-1.png Clemens Reisbeck2019-05-06 10:26:582019-05-06 10:26:58„Disruption ist was fürs Feuilleton“

Wie gelingt Industrietransformation?

Industrietransformation, News

Nachhaltigkeit ist zu einem zentralen Ziel staatlicher Regulierungspraxis geworden. Doch welche Folgen hat nachhaltiges Handeln für die Zukunftsfähigkeit der Industrie? Eine Frage, der sich die NEUE DISTANZ in den kommenden Monaten widmen wird.

Ein Beispiel: Die „Energy Roadmap 2050“ der Europäischen Kommission sieht vor, innerhalb der nächsten dreißig Jahre die Treibhausgasemmissionen um bis zu 95 Prozent zu senken. Weitere Regelungen in verschiedenen Bereichen wirtschaftlichen Handelns existieren und haben immer mehr Auswirkungen. Doch bedeuten hohe Standards im Verbraucher- oder Umweltschutz im internationalen Vergleich, insbesondere mit China und den USA, nicht einen Wettbewerbsnachteil? Die Kritiker meinen: Werden Standards zu rigide, droht langfristig der Verlust ganzer Industriezweige, die die gesetzten Auflagen nicht mehr erfüllen können. Fraglich ist demnach, ob Nachhaltigkeit nicht als Faktor der De-Industrialisierung angesehen werden kann. Mindestens besteht ein latenter Zielkonflikt, der noch nicht kohärent entschieden ist.

Dabei gilt es, diesen Zielkonflikt aufzulösen. Weltanschauliche Grabenkämpfe zwischen „reinen“ ökologischen oder wirtschaftsliberalen Lehren hemmen eine positive Auseinandersetzung eher, als dass sie ihr nützen. Parallel handelt schon eine Reihe von Unternehmen pragmatisch und zukunftsgerichtet, in dem sie neue Geschäftsmodelle, Produkte und Services für sich und ihre Kunden entwickeln. Sie sind innovativer, als es der Gesetzgeber verlangt und in der Regel damit erfolgreich(er). Diese neuen Geschäftsmodelle harmonieren nicht nur mit den verändernden Regulierungsrahmen, sondern sie gehen noch einen Schritt weiter.  Sichern die Strategen dieser Unternehmen damit die Zukunft ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder gehen sie ein umso höheres Risiko ein? Ist diese unternehmensinterne Transformation vielleicht auch ein Schlüssel für die gesellschaftspolitischen Probleme auf der Makroebene?

An dieser Stelle setzt die NEUE DISTANZ nun an, in dem sie die jeweiligen Folgen der Politik in Zusammenarbeit mit Expert*innen diskutieren und Lösungsvorschläge entwickeln wird. Denn: Oftmals besteht aus Sicht des Politikfolgenabschätzers keine hinreichende Klarheit darüber, unter welchen Bedingungen Politik beziehungsweise seine Regulierung überhaupt Einfluss auf Märkte hat, wie sehr Angebot (Unternehmen) und Nachfrage (Konsumenten) davon abhängig sind. Solange jedoch keine Klarheit besteht, wie Regulierung wirkt, kann nur nach dem Trial-and-Error Verfahren regiert werden – was zu geringer Effektivität und umso höheren Frustrationen führt. Überdies ist angesichts der Auswirkungen auf Natur, Mensch und Wirtschaft ein solches Handeln riskant.

Für die NEUE DISTANZ stellt der vermeintliche Zielkonflikt zwischen Industrie und Nachhaltigkeit daher einen ebenso aktuellen wie relevanten Anlass dar, die Möglichkeiten und Grenzen politisch initiierter Transformation auszuloten. Zusammen mit Expert*innen für Industrieregulierung, für Verbraucherschutz sowie für Methoden des sogenannten „wirksamen Regierens“ diskutieren wir in den kommenden Monaten Ansätze und entwickeln aus diesen Erkenntnissen Modelle, mit deren Hilfe Transformation erfolgreich gestaltet werden kann.

9. April 2019/0 Kommentare/von Clemens Reisbeck
https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/12/einzelbild-ansatz-1.jpg 1067 1600 Clemens Reisbeck https://neuedistanz.de/wp-content/uploads/2018/11/logo-neues-distanz-1.png Clemens Reisbeck2019-04-09 20:55:262019-04-09 20:57:21Wie gelingt Industrietransformation?
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